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Kaminöfen kaufen: Die besten Tipps

Gemütlicher wohnen, günstiger heizen: Ein Kaminofen veredelt jedes Wohnzimmer. Vorausgesetzt, Sie beachten einige Regeln.

© Andrea Davis

Das Feuer prasselt im Kamin, die Holzscheite knacken und Eckart Schlafmann macht es sich vor seinem neuen Ofen gemütlich. »Die Wärme ist viel natürlicher als bei der Heizung, man taut richtig auf.« Und Öl spart Schlafmann auch noch, vor allem in den Übergangsjahreszeiten.

Kein Wunder, dass der Ofenabsatz boomt. Plus zehn Prozent meldeten die deutschen Händler zuletzt, rund 334000 Traditions-Heizungen wurden pro Jahr verkauft - vom Baumarktmodell fürs Ferienhaus für knapp 200 Euro bis zu Hightech-Öfen mit Anschluss an die Warmwasserbereitung für 10000 Euro. Wer solide Brenntechnik fürs Wohnzimmer sucht, sollte mindestens 1000 Euro investieren.

Die Mehrheit der Feuer-Freunde gönnt sich derzeit deutlich mehr. »Im Trend sind Öfen mit großen Glasfenstern, bei denen das Feuer von zwei oder drei Seiten sichtbar ist«, sagt Andrea Nehry von den Vereinigten Ofen- und Kaminwerkstätten Hamburg (vok-ag.com). Auch Modelle mit drehbarem Feuerraum oder farbiger Keramik-Ummantelung verkaufen sich gut.

Größe beachten

Kaminkehrer Andreas Kramer aber warnt, beim Kauf nur nach dem Aussehen zu gehen: »Das ist einer der häufigsten Fehler«, sagt der Sprecher des Zentralverbandes Deutscher Schornsteinfeger. Oft sei der Ofen dann viel zu groß für den zu beheizenden Raum, es werde schnell heiß wie in der Sauna.

»Vor dem Kauf sollte man sich vom zuständigen Schornsteinfeger beraten lassen«, so Kramer. Das ist kostenlos und erspart Probleme bei der späteren Betriebsgenehmigung. Erst dann wird eine Gebühr zwischen 55 und 70 Euro fällig.

Gesetz

Je nach Bundesland und Ofengröße muss man bestimmte Mindestabstände zur Wand und zu brennbaren Materialien einhalten. Für energetisch sanierte Altbauten ist ein externer Luftanschluss nötig, in Mietshäusern muss der Ofen für Mehrfachbelegung geeignet sein. »Und wir prüfen bei der Beratung natürlich auch, ob der vorhandene Kamin überhaupt geeignet ist«, so Kramer.

Probleme mit den Feuerstellen gebe es immer wieder. »Vor allem bei Kunden, die sich einen gebrauchten oder neuen Ofen im Internet gekauft haben«, sagt Annekathrin Schmitt vom Industrieverband Heiztechnik. Häufig fehle das notwendige CE-Siegel. Seit März 2010 müssen neu aufgestellte Öfen außerdem schärfere Emissionsgrenzwerte erfüllen.

Beim Kauf auf eine Herstellerbescheinigung achten.

Energie

Der Spareffekt ist das zweite Motiv für Feuerliebhaber. Auch Schornsteinfeger Kramer heizt im Herbst und Frühjahr mit zwei Skantherm-Öfen zu, spart etwa zwei Drittel Heizöl. Holz ist zudem immer noch deutlich billiger, auch wenn die Preise diesen Winter deutlich anzogen

»Beim Kauf sollte man auf trockenes Holz (Restfeuchte: unter 20 Prozent) achten«, rät Andreas Kramer. Mit einem Feuchtemessgerät - im Handel ab etwa 40 Euro - lasse sich das gut prüfen. Andernfalls ist der Heizwert zu gering, die Scheiben verrußen. Das passiert auch bei überfülltem Brennraum oder zu wenig Luftzufuhr.

Ofenwahl

Und noch eine Warnung des Experten: Bei sehr günstigen Öfen gebe es oft nur schwer Ersatzteile, der Stahl sei dünner. Nach einiger Zeit kann er sich verziehen, die Türen schließen dann nicht mehr richtig, der Wirkungsgrad sinkt und Schadstoffe gelangen in den Raum.

Auch Eckart Schlafmann war daher eine robuste Grundkonstruktion aus dickem Stahl wichtig. »Die Türen sollten dicht schließen und die Sichtscheibe aus beschichtetem, hitzebeständigem Glas sein.« Gelohnt hat sich bei seinem schwedischen Nibe-Ofen eine sogenannte Scheibenspülung (kontrollierte Führung der Verbrennungsluft), damit das Sichtfenster nicht verrußt. »Nur der Handgriff für die Feuerungstür wird zu heiß, der könnte besser isoliert sein.«

Vorher gut überlegen, wo man den Ofen aufstellt. Der wird nämlich schnell zum Zentrum des Raums. »Bei uns ist der Fernseher jetzt meistens aus. Wir sitzen abends vor dem Kamin, unterhalten uns und schauen in ein erstklassiges 3D-Feuer.«

Kamin im Alltag

Kaufberatung

Vor dem Kauf kostenlos vom Schornsteinfeger beraten lassen. Mieter brauchen die Erlaubnis des Eigentümers oder der Eigentümerversammlung.

Wärmespeicher

Mit Mantel aus Speckstein oder Keramik halten Öfen die Wärme mehrere Stunden länger - z. B. für den »Senso« ab 800 Euro Aufpreis.

Saisonprodukt

Kaminöfen werden von September bis März verkauft. Danach auf Rabatte achten, etwa bei Lagerverkauf der Hersteller.

Holz

Buche ist das klassische Kaminholz mit bestem Brennwert für lange Wärme. Schönes Flammenbild haben auch Birke und Esche. Tipp: Holz im Frühjahr kaufen, da ist es preiswerter.

Reinigung Ruß

Gegen das Ärgernis verrußter Scheiben hilft ein Hausmittel: auf ein feuchtes Zewatuch Ruß geben und damit  Scheibe säubern. Alternativ: Glasreiniger-, Backofenspray.

Sicherheit: Risiko Ethanolkamin

Kamine, die mit nahezu reinem Alkohol (Ethanol) befeuert werden, sind genehmigungsfrei. Sie müssen nicht an den Schornstein angeschlossen werden. Es gibt aber noch kein GS-Siegel für geprüfte Sicherheit, und die Kamine sind nicht ganz gefahrlos: Es kam bereits zu schweren Hautverbrennungen durch Verpuffung, bei einer Explosion im Jahr 2009 in Hamburg starb eine Frau.

Ethanol vergast schnell und entzündet sich leicht. Daher: Ofen muss bei der Befüllung immer kalt sein, sonst kann sich der Alkohol selbst entzünden. Nach Befüllung sofort in Gang setzen, sonst vergast der Alkohol und kann später beim Anzünden verpuffen. Verspritztes Ethanol sofort aufwischen, Tuch entsorgen.

Holzpreise

Die Preise für Öl, Gas und Holz ziehen seit dem Einbruch durch die Wirtschaftskrise wieder deutlich an. Scheitholz und Pellets sind aber immer noch über 20 Prozent billiger als Öl und Gas. Buche, der Mercedes unter den Kaminhölzern, kostete im Winter bis zehn Prozent mehr als im Vorjahr, so Udo Schmallenberg vom Händler-Portal brennholz-deutschland.de. Die Preise stiegen auf über 70 Euro pro Schüttraummeter. »Vielfach gab es kaum noch trockenes Holz.« Sein Rat: »Holz kauft man am günstigsten im Frühjahr.«

Tipps: Richtig heizen mit Brennholz

Holzarten

Zum Heizen eignen sich vor allem unbehandelte, getrocknete Laubhölzer wie Ahorn, Birke und Buche. Die Holzscheite sollten nicht dicker als zehn Zentimeter sein. Zu große Scheite brennen nicht ordentlich.

Lagerung

Das Holz sollte mindestens zwei Jahre luftig und trocken gelagert sein. Es darf nicht unter Plastikplanen liegen, sonst stockt es. Bei frischem Holz liegt der Heizwert im Vergleich zu gelagertem Holz nur bei 50 Prozent. Wenn das Holz mehr als 20 Prozent Wasser enthält, steigt das Risiko für Schornsteinbrände.

Sicherheit

Der vorgeschriebene Mindestabstand des Kaminofens zu Möbeln und anderen brennbaren Gegenständen beträgt 80 cm. Ein nicht feuerfester Boden muss durch eine ausreichend große Platte (mindestens 50 cm nach vorn und 30 cm zur Seite) aus Glas oder Stahl geschützt werden. Auch beim Anschluss des Ofenrohrs muss ein Mindestabstand eingehalten werden. Dieser beträgt zu nicht brennbaren Decken mindestens 20 cm und zu brennbaren Decken mindestens 40 cm.

Umwelt

Altpapier, behandeltes Holz, Spanplatten oder Verpackungen dürfen nicht verbrannt werden. Diese Materialien können giftige Gase freisetzen. Der Schornsteinfeger bemerkt Verstöße übrigens am Belag im Schornstein.