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Solarthermie: In 8 Schritten zur perfekten Anlage

Die Kraft der Sonnne erzeugt Strom und kann Warmwasserkosten minimieren. Wir zeigen, wie man die perfekte Solarthermie-Anlage findet und wo es Fördergelder gibt

© Vivint Solar

Was nutzt das mietfreie Eigenheim, wenn steigende Öl- und Stromkosten die Haushaltskasse jeden Monat belasten? Viele Eigentümer denken deshalb über die Nutzung von Sonnenkraft nach. Neben der Stromerzeugung durch Photovoltaik kann vor allem die Warmwasseraufbereitung über Sonnenkollektoren unterstützt werden.

Der Vorteil: Die Kollektoren nehmen - im Gegensatz zu Photovoltaik-Modulen - auch bei bedecktem Himmel gleichmäßig Energie auf und brauchen weniger Platz auf dem Dach. In einem Einfamilienhaus können so 50 bis 65 Prozent des Jahresbedarfs an Warmwasser gedeckt werden. Jörg Mayer, Geschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft e.V., erklärt hier, was zu beachten ist.

1. Schritt: Heizung oder Warmwasser?

Egal ob im Neubau oder im Bestandsgebäude: Am Anfang steht die Frage, ob die Eigentümer neben der Warmwassererzeugung auch eine Heizungsunterstützung wünschen. Wird die Anlage nachgerüstet, ist das Alter und die Art der Hauptheizung zu berücksichtigen. Außerdem muss ausreichend Platz für die Kollektoren vorhanden sein. Denn es gilt: Die benötigte Fläche steigt mit dem Energiebedarf.

Anlagen zur Brauchwassererwärmung werden bei Ein- und Zweifamilienhäusern in der Regel so dimensioniert, dass sie in den Sommer- und Übergangsmonaten den überwiegenden Teil des Warmwasserbedarfs decken. In einem Vierpersonenhaushalt entspricht das zwischen 4 und 6 m2 Kollektorfläche bei einer Südost- bis Südwestausrichtung und einer Dach- bzw. Kollektorneigung von 30 bis 50 Prozent. Soll zusätzlich auch die Heizung unterstützt werden, steigt die benötigte Fläche ungefähr auf das Zwei- bis Dreifache.

2. Schritt: Richtigen Standort wählen

Der gewählte Standort z. B. auf dem Dach muss die Sonnenkollektoren tragen können. Eine erste Einschätzung zur statischen Grundlage erhalten Kunden in der Regel vom Installationsunternehmen. Im Zweifel empfiehlt sich ein unabhängiger Statiker.

Zudem sollte der Installationsort langfristig von Verschattungen, wie von Ästen oder anderen Gebäuden, verschont bleiben. Auch die Frage, ob man die Kollektoren in das Dach integrieren oder sie auf das Dach aufsetzen will, sollte man mit dem Installateur besprechen. Bei einer ohnehin geplanten Dachsanierung könnte durch die Integration der Kollektoren Geld beispielsweise für die Ziegel gespart werden.

3. Schritt: Gibt es Bauvorschriften?

Generell unterstehen Sonnenkollektoren keinen baulichen Bestimmungen und müssen nicht genehmigt werden. Dennoch ist es ratsam, sich im Vorfeld bei der Stadt- oder Gemeindeverwaltung zu informieren, um Faktoren wie Denkmalschutz oder örtliche Gestaltungsbestimmungen auszuschließen.

4. Schritt: Angebote genau vergleichen

Bauherren sollten mehrere Angebote lokaler Fachfirmen einholen. Neben dem Preis gibt es einige Service-Kriterien, die den besten Anbieter ausweisen. So sollte das Installationsunternehmen nicht nur die Solarthermie-Anlage errichten, sondern den Kunden auch in der Vorbereitungsphase begleiten und über den Bau hinaus Wartungsdienste anbieten.

Gute Fachfirmen planen die Dimensionierung der Anlage anhand einer Wärmebedarfsrechnung, die sowohl den Bedarf berücksichtigt als auch die Wärmedämmung des Gebäudes und die Funktionsweise der vorhandenen Heizung. Indiz für gute Beratung ist der Einsatz spezieller Technik – etwa ein Gerät zur Berechnung der Dachneigung oder ein Sonnenbahn-analysator.

Der Installateur spricht mit seinem Kunden auch über verschiedene Montagemethoden und Schutzmaßnahmen gegen Unwetter. Ein weiterer Hinweis für eine gute Fachfirma ist die Verwendung von Komponenten mehrerer Hersteller. Zudem sollte das Unternehmen seine Kunden über alle Fördermöglichkeiten aufklären können.

Tipp

Bei Unsicherheiten Referenzen anfordern oder einen unabhängigen Energieberater gegen Honorar zu Rate ziehen.

5. Schritt: Auftrag und Finanzierung klären

Bei der Vergabe des Auftrags sind die Zahlungsmodalitäten festzuhalten, ebenso ein Ausführungstermin oder ein Inbetriebnahme-Zeitpunkt. Auch die Konsequenzen einer Überschreitung sind zu fixieren.Wurde der passende Installateur ausgewählt, ist die Finanzierung zu klären. Für alternative Energieversorgung gibt es verschiedene Förderprogramme. Derzeit ist die staatliche Förderung für die Nachrüstung einer Solarwärmeanlage attraktiv. Anlagen zur Heizungsunterstützung werden mit mindestens 2000 Euro gefördert, Warmwasseranlagen mit 500 Euro.

6. Schritt: Versicherung anpassen

Solarthermische Anlagen sollten gegen Schäden abgesichert werden. Oft ist das System als Bestandteil der Heizanlage bereits in die Wohngebäudeversicherung integriert. Dies sollte man sich aber vom Versicherer schriftlich bestätigen lassen und die abgedeckten Risiken prüfen. Muss die bestehende Versicherung aufgestockt werden, vergleicht man die neuen Konditionen am besten mit einer speziellen Police für solarthermische Anlagen. Die kann sich unter Umständen lohnen.

7. Schritt: Anlage in Betrieb nehmen

Läuft die Anlage, muss der Eigentümer sich ein vollständiges Inbetriebnahmeprotokoll geben lassen. Das dokumentiert die vereinbarten Leistungen und hilft später bei Inspektionen oder Messungen. Zudem sollte man auf sämtliche Datenblätter und Handbücher aller Komponenten bestehen und sich in die Grundfunktionen der Anlage einweisen lassen. Für die Bafa-Förderung benötigt man zudem eine sog. Fachunternehmererklärung mit genauen Angaben zu Installationsunternehmen und Anlage.

8. Schritt: Pflege und Inspektion

Kurz nach der Inbetriebnahme sollte die korrekte Funktion kontrolliert werden, um versteckte Mängel frühzeitig zu erkennen, die sonst eine langfristige Beschädigung nach sich ziehen könnten. Denn die Solarthermie-Anlage sollte mindestens 20 Jahre ohne größere Mängel halten.

Tipp

Um diese Lebenszeit zu sichern, ist mit dem Unternehmen ein Inspektionsvertrag zu schließen. Der umfasst jährliche Inspektionen und alle drei bis sechs Jahre eine Wartung. Zudem die Kollektoren gelegentlich selbst von Schmutz, Schnee etc. befreien.

Hier gibt es Fördermittel:

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) zahlt in vielen Fällen eine Mindestpauschale von 2 000 Euro für Ein- und Zweifamilienhäuser mit einer solarthermischen Anlage. Infos zu weiteren Förderungen und das Antragsformular gibt es unter www.bafa.de. Der Antrag muss spätestens sechs Monate nach Fertigstellung der Anlage eingehen.

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau bietet mit dem Programm „Erneuerbare Energien“ gute Kreditkonditionen sowie einen Teilschuldenerlass. Voraussetzung ist eine Solarkollektorfläche ab 40 m2 auf Gebäuden mit drei oder mehr Wohneinheiten. Wer dies nicht erfüllt, kann andere nutzen. Wichtig: Förderung vor dem Baubeginn bei der Hausbank beantragen.

Zudem gibt es oft kommunale Programme und manche Energieversorger, die Solaranlagen bezuschussen. Bauherren sollten beim Umweltreferat ihrer Stadt und bei der Energieberatung der Verbraucherzentrale nach Förderprogrammen fragen. Weitere Informationen unter Solartechnikberater.