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Mit Leidenschaft recherchiert in Berlin

Fernbusse: BlaBlaBus, Pinkbus und Flixbus im Vergleich

Schneller, günstiger, komfortabler: Pinkbus und BlaBlaBus fordern Marktführer Flixbus heraus. Was die Neuen können und warum Fernbusse besser sind als ihr Ruf

© Annie Spratt

Mit dem Fernbus das Land zu durchqueren kam vielen Reisenden lange gar nicht in den Sinn – Vorstellungen von übermüdeten Fahrern, schmutzigen Toiletten und stundenlangem Stillstand im Stau schrecken ab, und überhaupt: Sind Reisebusse nicht was für Seniorengruppen, Studenten und Partytouristen?

Doch im Jahr 2019 kann die Fernbusbranche neue Argumente vorbringen: Zum einen entsprechen die Busse als umweltfreundlichere Alternative zu Billigfliegern voll dem Zeitgeist, sind dabei im Schnitt aber deutlich günstiger als die Bahn.

Zum anderen hat Anbieter Flixbus, der den Markt nach mehreren Fusionen und Übernahmen jahrelang dominiert hat, nun endlich wieder ernst zu nehmende Konkurrenz bekommen: Pinkbus und BlaBlaBus wollen vieles besser machen als der neongrüne Platzhirsch.

Wir haben die drei Unternehmen auf der Beispielstrecke Berlin–München gegen­einander antreten lassen.

Abfahrtszeiten und Preise

Pinkbus wirbt mit kurzer Fahrtdauer ohne Zwischenstopps, kommt so stets auf eine Reisezeit von überschaubaren sieben Stunden. Statt die Preise abhängig vom Zeitpunkt der Buchung und Auslastung zu machen, kostet jede Fahrt im Pinkbus unabhängig von der Streckenlänge 25 Euro. »Das schafft auch für Spontanentschlossene eine günstige Alternative, Schlafmützen und Spätbucher werden ­gegenüber Frühbuchern also nicht benachteiligt«, sagt Chérine De Bruijn von Pinkbus.

Allerdings wird die Strecke ­Berlin–München derzeit nur einmal pro Tag angeboten, dürfte also schnell aus­gelastet sein. Mit einer Abfahrtszeit von 8.30 Uhr stellt sie vermutlich auch keine besonders attraktive Variante für genannte Schlafmützen dar.

Hier kann Flixbus mit einer deutlich höheren Frequenz punkten: 39 Fahrten zwischen der Bundes- und der bayerischen Hauptstadt, die dabei einen Monat vor Abfahrt zwischen 23 und 38 Euro kosteten, zählten wir am Testbuchungstag. Dabei dauert eine Fahrt bis zu neun Stunden, ohne dass Flixbus die Zwischenstopps genau benennt.

Achtung

Bei Preisen über 30 Euro lohnt es sich durchaus, doch noch einmal mit der Bahn zu vergleichen, hier kriegt man die Fahrt nach München manchmal zum Super-Sparpreis für die gleiche Summe, ist dabei aber viel schneller am Ziel.

Schnapper BlaBlaBus buhlt mit deutlich attraktiveren Preisen um die Kunden: In einem Aktionszeitraum bis Ende September sind einige Fahrten schon für 99 Cent zu haben; die teuerste Verbindung, die uns angezeigt wurde, kostete 14,99 Euro. Allerdings ist der BlaBlaBus dabei auch am längsten unterwegs, nämlich knapp neun bis fast zehn Stunden – also nur etwas für hartgesottene Sparfüchse mit ordentlich Sitzfleisch. Die Strecke wird überdies bisher auch nur dreimal pro Tag befahren.

Dicker Pluspunkt für den alteingesessenen Flixbus: Das Unternehmen vernetzt ganze 600 Ziele im deutschsprachigen Raum, fährt also auch in die Provinz. Bei BlaBlaBus sind es in Deutschland bisher nur 21 Städte, bis Jahresende sollen es 40 sein. Pinkbus verbindet bis jetzt nur Berlin, München und Düsseldorf, bis Frühjahr 2020 sollen zumindest Frankfurt am Main, Stuttgart und Hamburg dazukommen.

Der Service

Anders als bei der Bahn ist der Sitzplatz in allen Fernbussen der verglichenen Anbieter im Ticketpreis inbegriffen, es gibt WLAN und Steckdosen. Bei BlaBlaBus kann man Tickets bis 30 Minuten vor ­Abfahrt kostenlos stornieren, bei Flixbus sogar bis 15 Minuten vorher, zahlt dann jedoch fünf Euro Bearbeitungsgebühr. Beide Anbieter stellen in diesen Fällen Gutscheine aus – Geld gibt es nicht zurück. Pinkbus bietet diesen Service leider nicht, hier kann man nur bis 48 Stunden vor Abfahrt auf eine andere Strecke umbuchen.  

Emma Neuhaus, Studentin aus Hamburg, pendelt regelmäßig mit dem Flixbus zwischen der Hansestadt und ihrer Heimat Berlin hin und her. Sie hat geschätzte 50 Trips hinter sich und kann mit einigen Vorurteilen aufräumen: »Von zehn Fahrten verlaufen neun vollkommen problemlos.« Auch schlechte Erfahrungen mit Fahrern hat sie bisher nicht gemacht. Verspätet seien die Busse kaum, »höchstens mal zehn Minuten«. Und laute, Bier trinkende Mitfahrer hat sie erst einmal erlebt – das widerspricht dem Partybus-Klischee. Im BlaBlaBus sind alkoholische Getränke übrigens untersagt, während im Flixbus auch Bier verkauft wird.

Das Gepäck

Einzig die Bordtoiletten meidet Neuhaus: »Die sind tatsächlich oft verstopft und ­riechen fies.« Die Klimaanlagen an Bord findet sie meist zu kalt, nimmt darum stets noch Halstuch und Jacke mit in den Bus. Das WLAN funktioniere prima, um das Smartphone zu nutzen – fürs Videostreaming reiche es aber nicht. Etwas vorsichtig ist sie, wenn es um ihr Aufgabegepäck geht: »Bei mir hat bisher alles geklappt, aber ich habe schon von Fällen gehört, in denen was verloren gegangen ist.«

Während man im Flixbus nur ein Handgepäckstück und ein Aufgabestück kostenlos mitnehmen kann, sind bei Pinkbus und BlaBlaBus zwei ­große Teile im Ticketpreis inbegriffen. Bei Pinkbus ist das Aufgabegepäck auch ­automatisch über das jeweilige Busunternehmen versichert, bei Flixbus kann man für 69 Cent eine Gepäckversicherung mit Axa abschließen. BlaBlaBus verweist lapi­dar darauf, dass der Fahrgast bei Verlust oder Beschädigung seines Gepäcks Anzeige erstatten und Nachweis über die transportierten Waren erbringen muss, um einen Schadensersatz erwirken zu können.

Tipp

Setzen Sie sich möglichst an die Fensterseite, auf der Ihr Gepäck verladen ist, und achten Sie bei Zwischenstopps da­rauf, dass Ihr Koffer im Frachtraum bleibt beziehungsweise am Ende des Halts wieder eingeladen wird. Je auffälliger Koffer und Tasche sind, desto leichter fällt es, sie im Blick zu behalten und vor Verwechslungen oder Diebstahl zu schützen.

Vergleich: Beispielstrecke Berlin–München 

  Flixbus Pinkbus BlaBlaBus
Dauer Je nach Anzahl der Zwischenstopps zwischen 7:05 und 9:05 Std. 7:00 Std. (keine Zwischenstopps) Zwischen 8:55 und 9:50 Std. (3 bis 4 Zwischenstopps)
Frequenz 39-mal am Tag Derzeit einmal pro Tag (Abfahrt 8.30 Uhr) Dreimal am Tag (9.30, 12.00, 21.00 Uhr)
Service Sitzplatzgarantie, Gratis-WLAN, ­Verpflegung, Steckdosen auf Anfrage, ­Toilette, Stornierung bis 15 min vor Abfahrt (Gutscheinausgabe). Möglichkeit, für den Klimaschutz zu spenden Sitzplatzreservierung, kostenlose ­Umbuchung bis 48 Std. vor Fahrtbeginn (keine Stornierung möglich), Verpflegung, Gratis-WLAN, USB-Anschlüsse und ­Steckdosen an jeder Sitzbank, Toilette. Jede zehnte Fahrt kostenlos Klimaanlage, XL-Sitze, Gratis-Stornierung bis 30 min vor Abfahrt (Gutscheinausgabe), Steckdosen, USB-Anschlüsse, Toilette, Gratis-WLAN »in abgedeckten Bereichen«
Gepäck Ein Aufgabegepäckstück plus ein Handgepäckstück kostenlos Zwei Aufgabegepäckstücke plus ein Handgepäckstück kostenlos Zwei Aufgabegepäckstücke plus ein Handgepäckstück kostenlos
Preis Am Testtag zwischen 22,99 und 37,99 € Jede Fahrt 25 € Derzeit zwischen 0,99 und 14,99 € (99-Cent-Tickets nur bei Buchung und Fahrt bis 28.9.)