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ETFs: Preiswerte Geldanlage

0,5 Prozent seines Anlagekapitals kann man Strafzinsen auf´s Tagesgeld zahlen - oder sie in Anlageangebote für Aktien-Portfolios investieren.

© Austin Distel

Für 0,5 Prozent seines Anlagekapitals kann der Mensch sehr verschiedene Dienstleistungen einkaufen. Die Volksbank Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck um Beispiel kassiert diesen Anteil auf dem Tagesgeldkonto einfach als »Verwahrentgelt«: eine höfliche Umschreibung für einen Strafzins.

Für 0,5 Prozent und weniger gibt es anderswo aber schon eine komplette Vermögensstrategie mit intelligenten Anlageangeboten. Das Spektrum reicht von breit gestreuten Fonds über Robo-Advisoren – also maschinengestützten Anlagestrategien – bis hin zu sogenannten Weltportfolios, die derzeit teilweise bereits ab einer Kostenbelastung von nur 0,33 Prozent angeboten werden.

Garantien vs. Risiken

All diesen preisgünstigen Anlagevarianten ist eines gemeinsam: Sie investieren das Geld ihrer Kunden in ETFs. Das ist jedoch nicht jedermanns Sache, denn ETFs sind de facto Wertpapierkörbe, die einen Index, wie zum Beispiel den DAX, nachbilden. Börse bedeutet jedoch unkalkulierbare Risiken. Die gibt bei einem mit minus 0,5 Prozent verzinsten Tagesgeldkonto nicht. Hier ist nur eines sicher: Nach zehn Jahren sind von usprünglich 10 000 Euro nur noch 9 511,10 Euro übrig. Wobei der Kaufkraftverlust von Sparguthaben bei dieser Betrachtung noch gar nicht berücksichtigt ist.

Scalable

Zu den Anbietern, die besonders auf das Thema Risikominimierung fokussiert sind, gehört Scalable. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Robo-Advisor, das ist eine Art digitaler Vermögensverwalter. Die bei Scalable hinterlegten Algorithmen steuern die Zusammensetzung des angelegten Vermögens der Kunden primär an Hand einer speziellen Kennziffer, dem sogenannten Value at Risk (VaR).

Ein VaR von zum Beispiel 90 besagt, dass die Wahrscheinlichkeit, zehn Prozent des Vermögens zu verlieren, nicht höher als 95 Prozent ist. Mit anderen Worten: Dieser Verlust würde statistisch gesehen innerhalb von 20 Jahren einmal eintreten.

»Mit unserem Risikomanagement können wir Risikotrends am Markt identifizieren und darauf reagieren«, erklärt Erik Podzuweit, Mitgründer und Co-CEO von Scalable. Mit einer Einschränkung. »Für plötzliche Ereignisse wie den Terrorangriff von 9/11 oder die Katastrophe von Fukushima geht das jedoch nicht.«

Sinken die Kurse der im Portfolio enthaltenen Wertpapiere und droht in der Folge die vom Anleger tolerierte Verlustschwelle zu brechen, wird der Anteil weniger riskanter Wertpapiere im Portfolio so erhöht, dass die ursprüngliche Verlustwahrscheinlicheit wieder gehalten werden kann.

»Ein VaR von 20, also eine 95-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass der Jahresverlust nicht höher als 20 Prozent ausfällt«, so Podzuweit, »entspricht in der Praxis etwa einem durchschnittlichen Aktienanteil von 60 bis 70 Prozent. Bei diesem Chance-Risiko-Verhältnis liegt die erwartete jährliche Rendite bei circa fünf bis sieben Prozent.«

Die Kehrseite dieser ausgefeilten Risikostrategie seien häufige Transaktionen, räumt Podzuweit ein. »Pro Kunde wickeln wir im Jahr 50 bis 100 Käufe und Verkäufe ab.« Die Kosten dafür sind mit den jährlich 0,75 Prozent, die Scalable als Serviceentgelt kassiert, abgegolten. Das geht nur, weil Podzuweit mit seinen Depotbanken Kostenpauschalen vereinbart hat. Würde ein Privatkunde sein Depot so intensiv umschichten, wäre das kaum bezahlbar.

X-Trackers Portfolio ETF

Einen ganz anderen Ansatz zur Risikominimierung verfolgt Andreas Beck, Geschäftsführer der Index Capital GmbH, mit seinem X-Trackers Portfolio ETF. Dabei handelt es sich um eine Art Dachfonds, der das Geld seiner Kunden im Schnitt in etwa zehn bis 15 ETFs anlegt, die spezielle Indizes – also Märkte – abbilden. Auf diese Weise kommt Beck teilweise auf bis zu 10 000 Wertpapiere.

Diese hohe Streuung ist das zentrale Element, um das Anlagerisiko zu minimieren. Beck, der ursprünglich als Risikomanager bei der Münchner Rück tätig war, folgt mit seinem Fondskonzept dem Mehrfaktorenmodell der US-Ökonomen Eugene Fama und Kenneth French. Nach deren Beobachtungen schneiden Aktien besser als der Gesamtmarkt ab, wenn es sich um Anteile an mittleren und kleinen Unternehmen handelt und wenn diese Unternehmen unterbewertet sind.

Der Aktienanteil des X-Trackers Portfolio ETF darf maximal 70 Prozent betragen. Im Minimum sind es 30 Prozent. Die Zusammensetzung des Fonds kann achtmal im Jahr verändert werden. Im vergangenen Jahr war es nach Angaben von Andreas Beck nur zweimal nötig einzugreifen.

»Im Sommer mussten wir auf die extrem flach gewordene Zinskurve – eine 30-jährige Bundesanleihe rentierte damals mit minus 0,11 Prozent – reagieren und erhöhten den Aktienanteil auf Kosten der lang laufenden Anleihen. Anfang Dezember hat sich die Situation so weit beruhigt, dass wir die Aktienquote wieder etwas gesenkt haben.«

Der X-Trackers Portfolio ETF erzielte in den vergangenen zwölf Monaten ein Plus von 9,8 Prozent. Bezogen auf die vergangenen drei Jahre waren es 18,3 Prozent. Auf Sicht von fünf Jahren betrug die Performance 28,4 Prozent.

justETF

Ganz neu auf dem Markt sind zehn sogenannte Weltportfolios aus Aktien- und Anleihen-ETFs, die von der Internetplattform justETF konzipiert wurden und vom Geschäftspartner WeltSparen umgesetzt werden. Die Just-ETF-Weltportfolios gibt es für vier verschiedene Anlagestrategien: Classic mit ETFs auf die bekanntesten Indizes, dazu Nachhaltigkeit, Dividenden und Faktoren – alle breit gestreut in den globalen Kapitalmärkten.

Da diese Portfolios erst seit Kurzem angeboten werden, gibt es keine tatsächlichen Zahlen, wie erfolgreich sie sich bisher geschlagen haben. Simuliert man zum Beispiel für das breit gestreuten JustETF Weltportfolio Classic 70 mit einem Aktienanteil von 70 Prozent die Ergebnisse, die erzielt worden wären, kommt man für ein Jahr auf eine Performance von 12,1 Prozent. Auf Sicht von drei Jahren wären es 22,2 Prozent gewesen und über fünf Jahre 35,0 Prozent.

Ein Faktor, der für diese bemerkenswerten Ergebnisse sorgt, sind ohne Zweifel auf die konsequente Auswahl und Verwendung von kostengünstigen ETFs zurückzuführen. Geschäftsführer Dominique Riedl bestätigt dann auch: »Wir haben uns viele Mühe gegeben, unabhängig vom Anbieter besonders kostengünstige ETFs zu selektieren.«

Außerdem bietet justETF einen hervorragenden Informationsservice für private Anleger. Wer sich ein eigenes Portfolio aus ETFs bauen möchte – zum Beispiel aus einem DAX-ETF, einem MSCI-World-ETF und einem Anleihen-Fonds – kann sich die Performance, die dieses Portfolio in der Vergangenheit erzielt hätte, auf JustETF simulieren lassen. Er erhält damit einen Eindruck, wie effektiv sein Portfolio in der Vergangenheit gewesen wäre.

Welches Angebot passt zu wem?

Welche Anlagevariante geboten ist, hängt von der individuellen Mentalität, dem Anlagehorizont eines Anlegers und auch seinem verfügbaren Vermögen ab. Eine Formel, die alle glücklich macht, gibt es nicht. Hinzu kommt, dass man bei Scalable, dem Robo-Advisor, zum Beispiel erst ab einer Mindestanlage von 10000 Euro ins Geschäft kommt.

Viel wichtiger ist aber die Frage, wie sich die verschiedenen Anlagestrategien bewähren, wenn der Wind den Anlegern ins Gesicht bläst. Denn nach zehn fetten Jahren an den Börsen wächst das Risiko von Rückschlägen. Für Anleger mit schwachen Nerven könnte sich dann das hyperaktive Risikomanagement von Scalable auszahlen. Wer dagegen genügend Nerven und Zeit hat, wird mit dem X-Trackers Portfolio ETF und den Weltportfolios von JustETF beim darauffolgenden Aufschwung wieder dabei sein.