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Einlagensicherung: Wie sicher ist Ihr Geld bei Ihrer Bank?

Nach der Rettung der Schweizer Großbank Credit Suisse Mitte März in einer Nacht-und-Nebel-Aktion fragen sich viele Bankkunden, wie sicher ihr Geld bei ihrer Bank ist.

© thinkstock
Das war eng: Praktisch über Nacht wurde die Credit Suisse von der UBS übernommen.

Erst brach die amerikanische Silicon Valley Bank (SVB) zusammen. Dann musste Mitte März die Schweizer Großbank Credit Suisse (CS) in einer Art Notoperation gerettet werden. Auf den ersten Blick war das kein Thema in Deutschland. Doch Banken leihen sich gegenseitig Geld. Eine Schieflage bei einer kann zu einer Art Kettenreaktion führen.

Silicon Valley Bank

In beiden Fällen waren die Ursachen für den Crash unterschiedlich. Bei der US-Bank führten vor allem die Zinserhöhungen der amerikanischen Notenbank zu einem hohen Abschreibungsbedarf auf Anleihen, die die Bank im Bestand hatte. »Der Wertverlust der alten, schlechter verzinsten Anleihen ist nach verbreiteter Meinung in so einer Situation so lange kein Problem, bis die Bank die Wertpapiere nicht verkaufen und damit die Verluste realisieren muss«, erklärt Jan Krahnen vom Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung Safe. Doch im Fall der Silicon Valley Bank kam es zu einem sogenannten Bank Run, also einem Ansturm der Kunden, die ihre Einlagen abzogen. »Das zwang die Bank«, so Krahnen, »die alten, niedrig verzinsten Anleihen zu verkaufen und die sich dadurch ergebenden Verluste zu realisieren.« Es zeige sich, dass die Bewertung von Wertpapieren zu Buch- statt zu Marktwerten eine Krise herbeiführen kann.

Credit Suisse

Im Fall der Credit Suisse lagen die Dinge anders. »Der Vorstand hatte über viele Jahre wichtige Risikoschutzfunktionen aus Kostengründen zurückgestutzt«, erklärt Dirk Becker, Bankenanalyst bei AllianzGI. »Die Bank ist immer wieder in Skandale verwickelt gewesen. Hierzu gehören viele teure Rechtsverstöße und schlechte Risikoselektion, sodass die Credit Suisse z.B. von den Zusammenbrüchen von Archegos Capital Management und der Greensill Bank stärker als andere Institute betroffen war.«

Gibt es eine Ansteckungsgefahr?

Doch Bankkunden in Deutschland können erst einmal aufatmen. Denn die Gefahr einer Kettenreaktion oder Ansteckung sehen die beiden Bankexperten für das europäische Bankensystem nicht. So geriet z.B. die Deutsche Bank zwar kurzzeitig unter Druck, doch »in den Tagen danach haben wir keine Anzeichen für eine Krise der europäischen Banken gesehen«, so Becker: »Am 28. März genehmigte die Europäische Zentralbank (EZB) z.B. einen Antrag des italienischen Kreditgebers UniCredit auf einen Aktienrückkauf in Höhe von 3,4 Milliarden Euro und einige Tage später einen Rückkauf der französischen BNP Paribas über 2,5 Milliarden Euro. Das ist unserer Ansicht nach ein Zeichen, dass die europäischen Banken solide und gesund sind.«

Einlagensicherungssystem

Jan Krahnen ist überzeugt, dass zumindest in Deutschland das Vertrauen der Kunden sehr hoch war – dank der sehr hohen Obergrenzen für die Einlagensicherung. Denn von allen drei Banksäulen wird mehr als gesetzlich vorgeschrieben abgesichert (siehe unten). »Unser System der Einlagensicherung sorgt offensichtlich für Vertrauen und hat Panikreaktionen der Bankkunden wie in den USA verhindert.« Die Einlagensicherung greife jedoch nur für Schieflagen einzelner Institute. In einem Negativszenario, in dem das gesamte Bankensystem ins Wanken geraten würde, wäre es überfordert. »Kurzfristige, nicht versicherte Bankeinlagen sind einer der Hauptgründe, warum wir überhaupt Bank Runs beobachten.« Der Ausschluss dieser Einlagen aus dem Einlagensicherungssystem sei ein grundlegender, aber korrigierbarer Fehler. Krahnen weiter: »Wie bei allen Versicherungssystemen für Großrisiken braucht es daher auch hier eine Art öffentliche Garantie, um das Versicherungsversprechen glaubwürdig zu machen. Wenn dies gelingt, wird der Schadensfall – der Bank Run – erst gar nicht eintreten.«

 

Einlagensicherung: Sparkassen, private Banken und Genossenschaftsbanken

Sparkassen

Die Sparkassen arbeiten beim Thema Einlagensicherung nach dem Prinzip der Institutssicherung. Das bedeutet, dass die Solvenz und Liquidität eines in Schwierigkeiten geratenen Instituts gesichert wird, sodass Kundeneinlagen nicht in Gefahr geraten. Diese Institutssicherung und die gesetzliche Einlagensicherung von 100000 Euro pro Kunde und Bank werden durch ein Sicherungssystem gewährleistet, das aus elf regionalen Sparkassen-Teilfonds, dem Teilfonds der Landesbanken und dem Teilfonds der Landesbausparkassen besteht.

Private Banken

Die gesetzliche Einlagensicherung von 100000 Euro pro Kontoinhaber wird bei privaten Banken wie z.B. der Deutschen Bank oder Commerzbank durch die Entschädigungseinrichtung beim Bundesverband deutscher Banken (BdB) wahrgenommen. Darüber hinaus sind die meisten privaten Banken Mitglied des Einlagensicherungsfonds innerhalb des BdB. Der Einlagensicherungsfonds ist eine freiwillige Einrichtung und schützt Einlagen in der Regel von bis zu 750000 Euro pro Kunde und Bank. Als maximale Sicherungsgrenze wird ein Betrag von fünf Millionen Euro für private Sparer angegeben.

Genossenschaftsbanken

Anders als die privaten Banken verfolgen die Genossenschaftsbanken ähnlich wie die Sparkassen beim Thema Einlagensicherung den sogenannten Institutsschutz. Nach diesem Prinzip soll eine in Schwierigkeiten geratene Genossenschaftsbank und damit auch die Kundeneinlagen geschützt werden. Diese Aufgabe wird durch die BVR Institutssicherungs GmbH wahrgenommen, die die seit 2014 bestehenden Vorgaben der Europäischen Union (Mindestschutz 100000 Euro pro Bank und Kunde) gewährleistet. Darüber hinaus existiert seit rund 90 Jahren die sogenannte BVR Sicherungseinrichtung.