Menü
Mit Leidenschaft recherchiert in Berlin

Solarstrom: Lohnt sich eine Investition?

Die zusammengestrichene Einspeisevergütung steht längst der Idee nebenwirkungsfreier Stromerzeugung entgegen. Wer investiert, muss genau rechnen.

© thinkstock

Die Frage, ob sich eine Photovoltaikanlage auf dem Dach überhaupt rentiert, lässt sich derzeit gar nicht so leicht beantworten: Die Einspeisevergütung, lange Zeit eine verlässliche Gelddruckmaschine für Betreiber von häuslichen Solaranlagen, ist längst auf einen einstelligen Centbetrag geschrumpft und sinkt Monat für Monat weiter.

Dass im vergangenen Oktober ausgerechnet das Umweltbundesamt (UBA) die Wirtschaftlichkeit der privaten, umweltfreundlichen Stromerzeugung infrage stellen musste, spricht in dieser Hinsicht Bände: Eine vom Öko-Institut im Auftrag des UBA durchgeführte Studie brachte zutage, dass sich die Investition in den Strom vom eigenen Dach selbst bei einem nennenswerten Eigenverbrauch nur noch bedingt rechnet. Der Untersuchung lagen Basisdaten vom April 2021 zugrunde. Im Ergebnis warnten die Autoren, dass die Investition in private Solaranlagen aufgrund kontinuierlich sinkender Einspeisevergütungen bereits ab Mitte 2022 nicht mehr wirtschaftlich sein würde. Es sei denn, die Politik steuere mit einer Erhöhung der Einspeisevergütung gegen. Zum Nachlesen: Die Studie können Sie hier beim UBA kostenlos herunterladen.

Eine Frage der Wirtschaftlichkeit: Was die Einspeisevergütung für Solarstrom jetzt noch bringt.

Es liegt in der Natur der Sache, dass die typische Solaranlage auf dem Dach eines Einfamilienhauses ihre überwiegende Leistung zu Zeiten bringt, in denen die Bewohner zumindest an Werktagen nicht zu Hause sind. Der erzeugte Strom fließt, abgesehen vom gegenwärtigen Eigenverbrauch, ungenutzt in das Netz des Versorgers. Um den Hausbesitzern die teure Investition in eine Solaranlage überhaupt schmackhaft zu machen, wurde das Prinzip eingeführt, dass die Versorger den privat erzeugten Strom zu festgesetzten Preisen abnehmen müssen, die ab dem Jahr der Errichtung der Anlage für weitere 20 Jahre unverändert bleiben.

In der Spitze betrug die Vergütung pro Kilowattstunde (kWh) im Jahr 2004 satte 57,40 Cent; während der reguläre Strompreis im gleichen Jahr bei 18,66 Cent lag. Wer dagegen im April 2022 eine Dach-Solaranlage in Betrieb nimmt, bekommt pro kWh gerade noch 6,53 Cent und zahlt umgekehrt durchschnittlich 33 Cent für jede aus dem Netz bezogene Kilowattstunde Strom.

Wie lässt sich die Rentabilität einer Photovoltaikanlage überhaupt im Voraus berechnen?

Die Einspeisevergütung sinkt politisch gewollt kontinuierlich um 0,4 Prozent pro Monat. Die Absenkung mindert sich, wenn in den Vormonaten weniger Anlagen als erwartet neu hinzugebaut wurden – und umgekehrt. So wird die Einspeisevergütung von der Bundesnetzagentur laufend nachjustiert.

Von Januar bis April 2022 sinkt die Vergütung so von 6,83 auf 6,53 Cent; die weitere Entwicklung hängt davon ab, wie viele Anlagen im Laufe der ersten Monate des Jahres neu angemeldet wurden. Die Bundesbehörde veröffentlicht hierzu jeweils zum monatsletzten Tag die Zubauwerte des Vormonats; sodass sich in der Planungsphase die tatsächlich zu erwartende Vergütung nach Fertigstellung und Inbetriebnahme noch nicht bis zur letzten Kommastelle abschätzen lässt.

Wie viel Strom darf es denn sein?

Zwischen Eigenverbrauch und seltsamen Alternativen. Die wichtigere Rechengröße ist inzwischen ohnehin der Eigenverbrauch, mit dem sich die monatliche Stromrechnung des Versorgers weitaus spürbarer absenken lässt als mit der kümmerlichen Einspeisevergütung. Hier kann der aktuelle Kilowattstundenpreis des eigenen Stromvertrags angesetzt werden – allerdings nur in der Größenordnung dessen, was realistisch vom selbst erzeugten Strom simultan auch wieder verbraucht oder zur Aufladung eines zusätzlich angeschafften Batteriespeichers genutzt werden kann.

Wenn man so will, dient die neue Solaranlage auf dem Dach also viel eher der Vermeidung des Stromkaufs, als dass sie eine Erlösquelle sein könnte. Der jüngst gefasste Plan, die Stromproduktion bereits bis 2035 vollständig klimaneutral zu gestalten, dürfte aber wohl nur zu realisieren sein, wenn echte Anreize für Private geschaffen werden. Kurios: Einem Referentenentwurf zufolge könnte die Vergütung für »Volleinspeiser« ohne (!) Eigenverbrauch auf 12,5 Cent/kWh steigen – der Eigenheimer würde so zum Stromversorger.

Guter Rat
Was geht? Die Abbildung zeigt, wie viel Ertrag prozentual von der jeweiligen Dachfläche zu erwarten ist. Bei Nordausrichtung kommt keine Sonne an, entsprechend sind nur minimale Erträge zu erwarten – es lohnt also nicht

Wie hoch sind die Kosten für eine Photovoltaikanlage bei einem Einfamilienhaus?

Nach einem langjährigen Preisverfall sind die Anlagenpreise inzwischen wieder bei einer Richtgröße von 1300 bis 1500 Euro pro Kilowatt Peak (kWp). Das ist ein Normwert, der die Leistung labormäßig bei 25 Grad Celsius beschreibt. Typische Dachanlagen im EFH-Bereich leisten bis nominell 10 kWp – eine Grenze, die (noch) auch aus steuerlichen Gründen relevant ist, s. rechte Seite. Hinsichtlich der zu erwartenden Ausbeute sind eine optimale Ausrichtung in der Himmelsrichtung (siehe Grafik rechts; Quelle: TU Braunschweig, Institut für Gebäude- und Solartechnik) und eine Neigung von ca. 30–45 Grad erforderlich. Ein Modulverbund von 10 kWp erfordert rund 50 m2 Dachfläche. Zur Planung sollten mehrere Kostenvoranschläge eingeholt werden. Neben günstigen KfW-Krediten (ab 1,28%) gibt es in den Bundesländern weitere Förderprogramme. Stets gilt: Der Förderantrag muss vor Baubeginn gestellt werden.

Lohnt sich der Kauf eines Batteriespeichers, um den Eigenverbrauchsanteil zu erhöhen?

Solarspeicher kosten im Schnitt rund 1000 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität; wobei die Bandbreite sehr von der Technologie und Ausstattung abhängt. Die Frage der Wirtschaftlichkeit ist generell mit unsicheren Größen behaftet. Frage Nr. 1 ist die tatsächliche Nutzung: Es lohnt nicht, Tausende Euro für eine Stromreserve auszugeben, die man kaum je ausschöpft. Andersherum kann eine über 20 Jahre alte PV-Anlage, die aus der Förderung gefallen ist, mittels Speicher der verbleibenden Eigennutzung angepasst werden. Auch da ist der Bedarf maßgeblich. Die kritische Frage Nr. 2 sind die Speicherkosten pro Kilowattstunde.

Die lassen sich auf zwei Wegen ermitteln: a) Man nimmt eine realistische Ausbeute – bei gängigen Anlagenkombinationen werden jährlich etwa 200 volle Ladezyklen angesetzt – und multipliziert diese mit der Kapazität des Akkus: 200 mal 8 kWh macht 1600 kWh mal (geschätzt) 15 Jahre Akku-Lebensdauer = 24000 Kilowattstunden. Unterstellt man günstige 6000 Euro Anschaffungskosten und teilt durch 24000 kWh, ergibt sich ein Preis von 25 Cent pro Kilowattstunde, wobei die Kosten der Dachanlage nicht eingerechnet sind. Gegenüber dem mittleren Strompreis von 33 Cent bleibt ein Vorteil von 8 Cent/kWh, denen die nicht in Anspruch genommene Einspeisevergütung von rund 6 Cent gegenübersteht. Bleiben 2 Cent und die Freude, dass man der Atmosphäre beim derzeitigen Energiemix pro kWh circa 500 Gramm CO2 erspart.

Weil nicht alle Kunden so viel Idealismus aufbringen, argumentieren Verkäufer bisweilen lieber mit Methode b): Der Akku schafft 10000 Zyklen mal 8 kWh, ergibt nach Adam Riese 80000 kWh, und, schwupp, die gespeicherte Kilowattstunde steht nur noch mit 7,5 Cent auf dem Papier. Man kann es sich denken: Um so weit zu kommen, müsste fast noch die Enkelgeneration an dem längst halb toten Akku lutschen.

Können Solarspeicher das Laden von E-Autos leisten?

Kaum. Setzt man einen kleinwagentypischen Verbrauch von 12 kWh auf 100 Kilometern an, könnte ein 8-kWh-Akku theoretisch zwar eine tägliche Pendelstrecke von 66 Kilometern nachladen; Wirkungsverluste mal außer Acht gelassen. Aber: Für das Laden von E-Autos sind die Haushaltsspeicher nicht ausgelegt. Grund: E-Autos ziehen beim Laden hohe Ströme; weitaus mehr, als häusliche Top-Verbraucher wie Durchlauferhitzer oder Herdplatten. Wollte man einen Speicher passend auslegen, stünden Kosten und Aufwand derzeit in keinem Verhältnis zum Nutzen; und viel eher werden künftig ja auch die Autos selbst als Speicher dienen. Das direkte Laden eines E-Autos tagsüber »vom Dach« ist dagegen kein Problem – und E-Bikes und auch E-Motorroller können tatsächlich locker abends am Akkuspeicher nachgeladen werden. So liegt die Lösung des vermeintlichen Problems ganz banal im Nutzungsverhalten.

Wie sinnvoll ist es, eine Solaranlage zu mieten, statt sie zu kaufen?

Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Firmen, die anbieten, nach dem Full-Service-Prinzip eine Anlage auf dem Dach des Kunden zu installieren. Der muss sich um nichts kümmern; im Gegenzug dafür lediglich eine monatliche Miete (Werbeversprechen: ab 49 Euro) entrichten. Die Mietdauer beträgt meist 20 Jahre, anschließend wird die Anlage dem Hausbesitzer meist kostenlos überlassen. Das klingt verlockend, allerdings sollte man sich vorher mal ein Angebot für den Kauf und die Installation einer eigenen Anlage machen lassen und dabei auch die Fördermittel und Zinsvergünstigungen einberechnen, die man unter dem Mietmodell nicht zu sehen bekommt. Alles in allem sollte man zum Ergebnis kommen, dass sich ein Kauf in etwa zehn bis zwölf Jahren amortisiert hat. An dieser Stelle öffnet sich die Schere: Die Mietkosten bleiben über die gesamte Laufzeit gleich.

Was muss man als Anlagenbetreiber steuerlich beachten?

Anschaffung und Wartungskosten können steuerlich abgeschrieben bzw. abgesetzt werden. Ob das lohnt, sollte man mit einem Steuerberater besprechen. Alternativ kann man sich für Anlagen bis 10 kWp seit vergangenem Jahr von der Erklärungspflicht komplett befreien lassen.

Gewinnerzielungsabsicht bei kleinen Photovoltaikanlagen und vergleichbaren Blockheizkraftwerken

20211029-gewinnerzielungsabsicht-bei-kleinen-photovoltaikanlagen-und-vergleichbaren-blockheizkraftwerken.pdf (52.7 KB)
© Martin Scherag
Bedarfsgerecht, preiswert und unkompliziert: vom Charme kleiner Lösungen

Balkon-Kraftwerke: Weniger kann mehr sein

Paketlösung

Mini-Solaranlagen mit einer Leistung bis 600 Watt sind aufgrund ihrer günstigen Preise ab ca. 600 Euro und ihrer unkomplizierten Inbetriebnahme derzeit sehr beliebt. Sie bestehen in der Regel aus zwei Modulen, die je um die 300 Watt leisten, sowie einem Wechselrichter und dem Anschlusskabel. Die Anlagen werden mit Befestigungsmaterial geliefert und lassen sich von zwei Personen leicht montieren.

Nutzen

Mit einer Nominalleistung von 600 Watt können die kleinen Anlagen den Grundverbrauch eines Haushalts tagsüber abdecken: Für Kühlschrank, Notebook, Router und Stand-by-Geräte reicht die Leistung bei optimaler Ausrichtung über weite Teile des Jahres aus.

Funktion

Der erzeugte Strom fließt über eine normale Schukosteckdose in das Haushaltsnetz und kann in allen angeschlossenen Stromkreisen verbraucht werden. Das senkt die Stromrechnung. Überschüssige Leistung fließt ins Netz; eine Einspeisevergütung ist dafür nicht vorgesehen. Der Betrieb ist gefahrlos, da der Wechselrichter die »Stromproduktion« erst freischaltet, wenn er sich mit der Netzspannung synchronisiert hat. Das einzige Manko: Bei einem Stromausfall fließt daher auch kein Solarstrom mehr.

Formales

Mieter und Wohnungseigentümer sollten vor der Montage die Erlaubnis der Vermieter bzw. der Gemeinschaft einholen. Die Anlage muss beim Netzbetreiber und bei der Bundesnetzagentur angemeldet werden.

Anschluss

Die Anlagen können per Schukostecker legal betrieben werden. Die laut VDE-Richtlinie vorgesehene Einspeisesteckdose (inkl. Montage ca. 80 bis 150 Euro) ist nicht erforderlich, wird von Netzbetreibern aber oft verlangt. Nachteil: Für diese Dosen gibt es keine Steckermessgeräte. Die Stromausbeute bleibt daher unklar, was den Spaßfaktor doch sehr mindert.