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Mit Leidenschaft recherchiert in Berlin

Nachhaltig Reisen: Tipps für umweltschonendes Reisen

Durch den Wald wandern, mit dem Drahtesel nach Kopenhagen oder die am Zugfenster vorbeiziehende Landschaft bewundern. So viel Spaß macht es, im Urlaub die Umwelt zu schonen

© David Marcu

Durch die Corona-Pandemie schien die Welt für einige Wochen komplett stillzustehen. Flughäfen waren verlassen, wer doch auf der Autobahn unterwegs war, hatte freie Fahrt und Touristen-Hotspots waren auf einmal menschenleer. Der Wirtschaft hat das geschadet, doch der Umwelt bescherte es die lang ersehnte Verschnaufpause. Im Internet sah man plötzlich Bilder von Wildtieren in den Städten, das Wasser in den Kanälen Venedigs klarte auf, die Luftqualität stieg. Mutter Natur atmete auf. Doch ihr zuliebe nie wieder verreisen?

Das würde den meisten wohl doch sehr schwerfallen. Zum Glück gibt es mittlerweile viele Möglichkeiten, mit denen man nachhaltig und günstig von A nach B kommt. Und wer nicht zwingend in die Ferne schweift, findet in Deutschland großartige Angebote, um mal auf anderen Wegen unterwegs zu sein. Hier beginnt die Reise: zu Fuß, mit dem Rad, auf Schienen – oder den Wogen des Wassers.

Fahrrad statt Auto

Seit über 200 Jahren gibt es das Fahrrad und noch immer ist es bei den Menschen beliebt, um aktiv die Umgebung zu erkunden. Gerade während eines Städtetrips ist es die ideale Option, wenn man den Ort auf eigene Faust entdecken möchte. Doch auch die heimatliche Region kann auf zwei Rädern, abseits der üblichen Pfade, ganz neu erlebt werden.

Die meisten denken bei dem Stahlross in erster Linie an Tagestouren, doch tatsächlich gibt es auch die Möglichkeit, auf zwei Rädern zum Urlaubsort zu radeln. Sehr beliebt ist der rund 550 Kilometer lange Radweg zwischen Berlin und Kopenhagen. Er ist durchgehend beschildert und trotz der langen Strecke auch für Anfänger geeignet. In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern führt er an vielen Seen, urtümlichen Dörfern und Waldgebieten vorbei – und das alles mit einer maximalen Steigung von 50 Metern.

In der Reise inklusive: eine kleine Fährfahrt von Rostock zum dänischen Gedser, die für Fahrrad und Fahrer nur acht Euro kostet. Definitiv mal ein etwas anderer Urlaub, während dem man auf jedem zurückgelegten Kilometer neue Erinnerungen sammelt. Wer dann ein paar Tage die dänische Hauptstadt genossen hat, kann auch mit dem Zug nach Hause fahren.

Ebenfalls bei Freunden des Drahtesels beliebt: Luxemburg. Das Fürstentum bietet über 600 Kilometer Radwege und ein vorbildliches Radleihsystem namens Vel’oh. Dabei zahlt man nur einen Euro für die in der ganzen Stadt verteilten Räder. Wer quer durchs Fürstentum reisen will, nutzt die Luxemburg-Card. Für 13 Euro pro Tag kann man alle Züge – auch mit Fahrrad – nach Belieben nutzen.

Reisen zu Fuß

Wer körperlich aktiv unterwegs ist, führt sich vor Augen: Der Weg ist das Ziel. Es geht nicht um das Ankommen, sondern um das Unterwegssein. Während einem der Fahrtwind leicht ins Gesicht bläst, lässt man die Landschaft mit allen Sinnen auf sich wirken.

Das gelingt sowohl mit dem Rad als auch zu Fuß. Unmittelbare Naturerlebnisse sind garantiert, am Wegesrand lockt die Kultur. Und das Beste: Bis auf die Investition in Ausrüstung sind die Routen und die Erlebnisse kostenlos! Sehr empfehlenswert für einen Wanderurlaub ist der Goldsteig. Der 660 Kilometer-Pfad verbindet Passau und Marktredwitz und führt dabei im Oberpfälzer und Bayrischen Wald über acht Gipfel mit mehr als 1000 Höhenmetern.

Gemütlicher geht es bei den Packeseltouren in Stolzenhagen (Brandenburg) zu. Erst können sich Mensch und Tier im Stall beschnuppern, dann wird gemeinsam der Nationalpark Unteres Odertal erkundet. Bei den geführten Touren erfährt man viel Wissenswertes über die Esel sowie die Landschaft und kann unterwegs jede Menge anderer Tiere, wie Seeadler, Kraniche, Eisvögel und Biber entdecken.

Reisen mit dem Zug

Etwas komfortabler ist eine Reise mit dem Zug. Kauft man einen Interrail-Pass ab 246 Euro, kann man durch über 30 Länder in Europa reisen. Das Streckennetz ist sehr gut ausgebaut, doch die vielen praktischen Nachtzug-Verbindungen sind noch immer ein Insidertipp. Wer im Dunkeln reist, spart nicht nur eine Übernachtung am Urlaubsort, sondern verliert auch keine Zeit durch die An- und Abreise.

Die zahlreichen Angebote und Bahnhöfe können verwirrend sein. Deshalb hat sich das Reisebüro Gleisnost auf Zugreisen spezialisiert und hilft vor Ort in Freiburg oder auf der Website gleisnost.de dabei, die besten Verbindungen und Preise zu finden.

Wasserwege

Außergewöhnlich, aber deshalb umso reizvoller, ist eine Reise über das nasse Element. Zum klassischen Kreuzfahrtschiff, das leider stark die Umwelt verschmutzt, gibt es super Alternativen, die sogar noch viel spannender sind. Insgesamt 970 Kilometer natürliche Flüsse und künstlich angelegte Kanäle durchziehen den Spreewald – und locken damit zur Kahnfahrt. Die heutigen Kähne sind nicht mehr aus Holz gebaut, sondern aus Blech und werden von immer adrett in Uniform und mit Mütze gekleideten Fährfrauen und -männern gelenkt. Eine kurze Rundfahrt ab dem Hafen in Leipe ist schon ab sechs Euro pro Person möglich.

Selbst einmal das Boot lenken ist in Berlin auf klimaneutrale Weise möglich. Die Firma Solar Water World vermietet dort Solarboote. Ab 15 Euro pro Stunde kann man entweder vom Osthafen aus über die Spree fahren und die Innenstadt erkunden oder man beginnt in Köpenick und schippert zum Müggelsee. Der Anbieter gilt als Pionier der mit Sonnenenergie betriebenen Boote. Ein Katamaran der Firma überquerte 2007 sogar den Atlantik nach New York.

Klimafreundlich bis nach Sydney

Nie mehr fliegen! Das nahmen sich Giulia Fontana und Lorenz Keyßer vor. Als sie dann zu einer Hochzeit nach Australien eingeladen werden, machen sie sich auf eine lange Reise.

Dem Paar ist es wichtig, das Klima möglichst wenig zu belasten. Deswegen strichen die beiden Studenten der Umweltwissenschaften Flugzeuge aus ihrem Leben. Dieser Verzicht wurde jedoch auf eine harte Probe gestellt, als die beiden die Einladung zu einer Hochzeit in Sydney bekamen. Absagen? Es schien die einzige Option. Doch dann entschieden sie sich dazu, das Abenteuer „Ohne Flugzeug ins Land der Kängurus“ zu wagen.

Ganze eineinhalb Monate dauerte ihr Trip und führte die beiden quer durch Russland, die Mongolei und China. Doch nicht nur der zeitliche, sondern auch der organisatorische Aufwand war enorm: Visa beantragen, Abfahrtzeiten von Zügen und Frachtern koordinieren – denn natürlich sind Passagierschiffe in Anbetracht ihres CO2-Ausstoßes keine echte Alternative. Containerschiffe waren daher das Reisemittel der Wahl. Auf ihrem Weg lernen sie Menschen, Denkweisen und Traditionen kennen und können heute sagen: Der Weg hat sich gelohnt. Nicht nur, weil sie klimaneutral gereist sind, sondern weil sie auch um viele Erfahrungen reicher in Australien ankamen.