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Steuerpauschalen: So können Sie Steuern sparen

Auch wer keine Belege sammelt, kann kräftig Steuern sparen. Pauschalen machen den Umgang mit dem Finanzamt einfach

© Michael Walter

Es ist eine Art Ritual, das sich alle Jahre wiederholt. Etwas gereizt und nervös durchstöbern wir zu Hause Schubladen und Schränke nach alten Fahrscheinen, verschwundenen Versicherungsbelegen und zerknüllten Tankrechnungen.

In vielen Fällen können wir uns die Mühe sparen. Denn die meisten Aufwendungen werden durch praktische Pauschalen abgedeckt, die einfach nur in der Steuererklärung angekreuzt werden müssen.

Berufsbedingte Aufwendung

Vier Steuerpauschalen machen allein den Arbeitnehmern das Leben leichter. 920 Euro im Jahr gesteht Ihnen der Staat für berufsbedingte Aufwendungen zu, diesen Betrag braucht keiner zu versteuern. Nur weiß das kein Bürger so richtig zu würdigen, denn die Pauschale wird bereits beim Lohnsteuerabzug berücksichtigt. Doch auch wer nicht mehr geltend machen kann, sollte unbedingt eine Steuererklärung abgeben.

Höhe der Pauschale

Die Höhe der Pauschale ist nämlich umstritten, weil sich die Bundestagsabgeordneten eine jährliche Pauschale von 42000 Euro genehmigen. Jetzt prüfen die Finanzgerichte, ob die Pauschale für Abgeordnete zu hoch oder die für Arbeitnehmer zu niedrig ist. Im zweiten Fall profitieren Sie von einem Urteilsspruch, allerdings nur, wenn Sie eine Steuererklärung beim Finanzamt einreichen (Urteil vom 10.4.2003, EFG 2004 S.886; Revision vor dem BFH: IV R 63/04)

Entfernungspauschale

Mehr als 920 Euro können die meisten Arbeitnehmer geltend machen, dazu müssen Sie nur weiter als 13,4 Kilometer von ihrem Arbeitsplatz entfernt wohnen und 230 Tage im Jahr zur Arbeit pendeln. Dabei ist es völlig egal, wie Sie zur Arbeit kommen. Ob mit dem eigenen Pkw, im Rahmen einer Fahrgemeinschaft, mit dem Zug, mit dem Fahrrad oder sogar zu Fuß - Ihnen stehen stets 30 Cent je Entfernungskilometer zu. Achtung: Wer nicht mit dem eigenen Pkw pendelt, darf maximal 4500 Euro als Werbungskosten geltend machen.

Kontoführungsgebühren

Weil Arbeitnehmer zum Empfang des Gehalts ein Girokonto benötigen, akzeptiert das Finanzamt pauschal 16 Euro für Kontoführungsgebühren. Besitzer eines kostenlosen Girokontos machen ein gutes Geschäft.

Arbeitsmittel

150 Euro gibt’s pauschal für Arbeitsmittel, den Betrag können Arbeitnehmer, ohne Rückfragen befürchten zu müssen, auch ansetzen, wenn sie keinen Cent für Taschenrechner, Tischkalender und Co. ausgegeben haben. Damit die Finanzbeamten nicht misstrauisch werden, sollten Sie auf das Wörtchen »Pauschale« verzichten und Kosten aufschlüsseln. Zum Beispiel: Büromaterial 30 Euro, Fachliteratur 20 Euro,

Bewerbungskosten

Bewerbungskosten 100 Euro = 150 Euro. Belegen brauchen Sie das nicht. Unternehmen Sie auf eigene Faust eine berufliche Dienst- oder Fortbildungsreise, sollten Sie auf der Rückseite der Anlage N Ihrer Steuererklärung so genannte Verpflegungsmehraufwendungen als Werbungskosten ansetzen. Pro Tag können Sie sechs, zwölf oder 24 Euro ansetzen, je nachdem.

Weitere Pauschalen

Steuer-Pauschalen gibt es nicht nur für Arbeitnehmer. Alleinerziehenden steht seit 2004 ein Entlastungsbetrag von 1308 Euro zu. Wer Angehörige pflegt und hierfür keine Vergütung erhält, kann sich über einen Pflegepauschbetrag von 924 Euro im Jahr freuen, und Vermieter oder Kapitalanleger, die mit ihrem Pkw Fahrten zu Besichtigungsterminen unternehmen, dürfen pauschal 30 Cent für jeden Kilometer als Werbungskosten abziehen

Entfernungspauschale: Beim Streit nicht aufgeben

Beispielfall

Der Arbeitnehmer Heinz Wohlgemut fuhr im Jahr 2004 an 150 Tagen mit seinem Pkw jeweils 40 Kilometer zur Arbeit (einfache Strecke). An 60 Tagen benutzte er öffentliche Verkehrsmittel. Die tatsächlichen Kosten für das Zug-Ticket betrugen 1300 Euro.

Das Problem

Fahren Sie mit dem Pkw zum Bahnhof und mit öffentlichen Verkehrsmitteln weiter oder pendeln Sie einen Teil des Jahres mit dem Pkw und danach mit dem Zug zur Arbeit, können Sie Ihre pauschalen Werbungskosten mit den tatsächlichen Kosten kombinieren. Die Richter des Finanzgerichts München haben entschieden, dass für jeden Arbeitstag zu prüfen ist, ob sich der Ansatz der Entfernungspauschale oder der tatsächlichen Kosten günstiger auswirkt (Az. 8 K 4370/03)